6 Minuten Lesezeit
Nachhaltige Bauwirtschaft: klein anfangen, groß denken und kontinuierlich wachsen
- Auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Bauwirtschaft: klein anfangen, groß denken, kontinuierlich wachsen.
- Dekarbonisierung über die ganze Wertschöpfungskette
- Digitale Optimierung der Planung und Logistik
- Minimierung des ökologischen Fußabdrucks in allen Phasen des Lebenszyklus eines Bauwerks
- Fördern Sie Leuchtturm-Projekte
Auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Bauwirtschaft: klein anfangen, groß denken, kontinuierlich wachsen.
Auch wenn die Bauindustrie für fast 40 % der CO2 Emissionen verantwortlich ist, hat sie durch ihre projektbezogene Natur eine Schlüsselposition, um Klimaziele weiter voranzubringen und der globalen Erwärmung entgegenzusteuern, meint Mads Bording, Vorstand für Strategie und Marketing bei RIB Software.
Dekarbonisierung über die ganze Wertschöpfungskette
Die Dekarbonisierung der Bauindustrie ist eines der komplexesten Vorhaben unserer Zeit. Bevor der Bauprozess beginnt, sind Treibhausgasemissionen, die bei der Herstellung von Materialien wie Stahl und Beton freigesetzt werden, zu berücksichtigen. Dies umfasst die Gewinnung, den Transport, die Veredelung, die Herstellung und den Einsatz von Materialien wie Stahl und Beton.
Ein Rohstoff wie Eisenerz zum Beispiel, wird zunächst raffiniert, bevor er zur Herstellung von Baumaterialien weiterverwendet werden kann. Nach dem Abbau des Eisenerzes, der den Einsatz schwerer Industriemaschinen erfordert, wird dieser (oft über weite Strecken) zu einem Stahlwerk transportiert, wo es geschmolzen, geformt und erneut weitertransportiert wird.
Anschließend muss das gereinigte Eisen so umgewandelt werden, dass es im Bauprozess weiterverwendet werden kann, z. B. in Betonstahl, Stahlblech oder einen Stahlträger mit bestimmten Abmessungen. Jeder dieser Prozesse erfordert eine erhebliche Menge an Energie und Ressourcen. Und das noch bevor der Stahl in eine Betonplatte eingebaut oder für ein Bauprojekt verwendet werden kann.
Dann folgt die eigentliche Ausführung eines Bauprojekts auf der Baustelle. Hier kommt oft eine ungenügende Projekt- und Ressourcenplanung ins Spiel, denn bei den meisten Projekten kommt es zu Kostenüberschreitungen zwischen 20 und 30 %. Diese sind hauptsächlich auf Mängel, Nacharbeiten und fehlende Informationen zurückzuführen. Darüber hinaus fällt Bauabfall an, welcher oftmals auf einer Deponie entsorgt werden muss.
Digitale Optimierung der Planung und Logistik
Globale Nachhaltigkeitsziele zwingen Bauunternehmen und andere Akteure der Baubranche dazu, ihren CO2-Fußabdruck zu messen und den Einsatz umweltfreundlicherer Baustoffe wie Beton mit 30 % weniger CO2, Brettsperrholz und andere intelligente Baustoffe in Betracht zu ziehen. Diese benötigen jedoch möglicherweise längere Aushärtungszeiten (Beton) oder sind in der Herstellung, wie auch der Verwendung teurer.
Dazu sind wiederum eine stärkere Zusammenarbeit und fortschrittlichere Planungsinstrumente erforderlich. Letztere ermöglichen eine standortbezogene oder getaktete Planung, die die längeren Wartezeiten berücksichtigt.
Eine weitere Möglichkeit ist die Simulation eines Projekts, nicht nur unter Zeit- und Kostengesichtspunkten, sondern auch unter dem Gesichtspunkt des enthaltenen Kohlenstoffs. Durch die Simulation besteht die Möglichkeit klimaschädliche Materialien zu identifizieren. Mit einer integrierten Software können Projektmanager Wege finden, diese zu verringern, indem sie z. B. die Materialien oder die Lieferanten wechseln – auf die gleiche Weise, wie man ein finanzielles oder zeitliches Risiko vermeidet.
Minimierung des ökologischen Fußabdrucks in allen Phasen des Lebenszyklus eines Bauwerks
Natürlich hat eine Änderung des Materialbestandteils zur Verringerung des enthaltenen Kohlenstoffs unmittelbare Auswirkungen auf die Kosten und den Zeitaufwand. Dennoch zwingen die öffentliche Meinung, wie auch neue Gesetze die Akteure im Baugewerbe dazu, umzudenken und anders zu handeln. Konkret bedeutet das Kompromisse einzugehen, um den Kohlenstoff-Fußabdruck so gering wie möglich zu halten.
In den skandinavischen Ländern werden zum Beispiel Strafen verhängt, wenn für ein neues oder nachgerüstetes Gebäude kein Emissionszertifikat vorgelegt wird. Diese Regelung gewinnt an Schärfe, da die Besteuerung von Gebäuden auf der Grundlage ihres Energieverbrauchs über die gesamte Lebensdauer hinweg eingeführt werden soll. Als Vorreiter in diesem Bereich hat Singapur die Steuern auf Gebäude in Abhängigkeit von ihren CO2 Emissionen erhöht.
Heutzutage müssen Generalunternehmer in einigen Ländern über alles, was in einem Gebäude verbaut wird, eindeutig Auskunft geben. Andernfalls können sie mit einer Steuerstrafe von bis zu 25 % belangt werden. In Anbetracht der Tatsache, dass die Gewinnspanne bei Projekten in der Regel zwischen 5 % und 12 % liegt, verlieren sie am Ende Geld bei dem Projekt. Während dies derzeit für Projekte auf unbebauten Grundstücken gilt, wird dies voraussichtlich auch für Nachrüstungen und Renovierungen in Zukunft gelten.
Upcycling und die Wiederverwendung von Materialien wie Beton und Kunststoff sind ein weiterer aufkommender Trend. So hat sich beispielsweise ein Unternehmen darauf spezialisiert, Betonstücke aus alten Geschäftsgebäuden herauszuschneiden, um sie in Wohnprojekten zu verwenden, wodurch der Lebenszyklus des Materials verlängert und die Kohlenstoffemissionen minimiert werden.
Wichtig ist, dass die Technologie der Dreh- und Angelpunkt für Vorhaben ist, da sie Entscheidungen in Bezug auf die Materialwahl ermöglicht und die Sichtbarkeit schafft, die für die Zusammenarbeit verschiedener Akteure, wie Architekten, Ingenieure, und Bauunternehmer erforderlich ist.
Wenn ein Kunde ein nachhaltiges Gebäude mit umweltfreundlicheren Materialien wünscht, muss es eine Möglichkeit geben, die Auswirkungen dieses Wunsches im Nachhinein zu messen. Die Nachhaltigkeit im Bauwesen muss in den Geschäftsmodellen der Bauunternehmen berücksichtigt werden, um eine höhere Rentabilität bei der Verwendung von Baumaterialien mit weniger gebundenem Kohlenstoff zu gewährleisten.
Fördern Sie Leuchtturm-Projekte
Wie bei jedem aufkommenden Megatrend muss es ein Publikum und eine geeignete Plattform geben. Und keine andere Plattform kann überzeugender sein als der Planet, der sich um fünf Grad erwärmt. Wir als Menschheit müssen einen Weg finden, die derzeitige Entwicklung zu stoppen, bevor sie noch schlimmer wird. Wir brauchen Unternehmen wie Microsoft, die sich dazu verpflichten, den Kohlenstoff-Netto-Null-Status zu erreichen. Gleichzeitig muss dies mit den Aktienkursen korrelieren.
Wenn Verbraucher und Unternehmen die grüne Arbeitsweise vorantreiben fördern sie Leuchtturm-Projekte, die auf andere ausstrahlen. Projekt-Beispiele, die eine Evolution in eine Revolution verwandeln, Beispiele, die die Bauindustrie, die sich nur langsam verändert, dazu zwingen, klein anzufangen, groß zu denken und kontinuierlich zu wachsen.
Digitalisierung hilft der Bau- und Immobilienwirtschaft ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen
Aktuelle Beiträge
6 Minuten Lesezeit
18 Minuten Lesezeit
9 Minuten Lesezeit
14 Minuten Lesezeit